cay-uwe schrieb:Original vom 27.05.2019
„Houston, wir haben ein Problem …“ Genauso erging es mir die ersten Minuten während Werner’s und Harry’s Hörprobe gestern, aber ich erinnere mich, es war schon andere Male so mit Werner und erst der Tausch von Komponenten in meinen Setup haben am Ende zu den gewünschten Hörspaß geführt.
Deswegen überbewerte ich die Kritikpunkte, insbesondere meiner Sonus Natura Trivium Vorstufe nicht all zu sehr, denn ich habe genug Beispiele von Kunden, die mit den Produkt sehr zufrieden sind.
Wie Werner schrieb, es hat für ihn und auch Harry nicht gepasst, trotz meiner langen Suche nach einen geeigneten DAC für meine Entwicklungsarbeit. Wie ich an anderer Stelle bereits schrieb, konnte ich mit praktisch jeden modernen Sigma Delta DAC nichts anfangen, denn aus meiner Sicht klingen die allermeisten im Hochtonbereich leicht harsch und subjektiv habe ich immer wieder den Eindruck, dass sich leichte „Unreinheiten“ in das Musikgeschehen mischen. Nach langer Suche und intensiven Probehören erkannte ich, dass der Burr & Brown DAC in meiner Sonus Natura Trivium, diese Klangeigenschaften so gut wie garnicht besitzt und das führte zu meiner Entscheidung für dieses Gerät. R2R DACs, die ich im Wesentlichen favorisiere sind von dieser Eigenschaft überhaupt nicht betroffen, haben aber einen noch wärmeren Klang, bei den man zuweilen meinen könnte, dass sie etwas „ausgebremst“ spielen, besitzen grundsätzlich aber eine gefälligere räumliche Abbildung.
Schwamm drüber, ich bin jemand der nach vorne schaut und immer optimistisch dabei ist. Ich könnte es auch so darstellen und sagen, die Sonus Natura Extremi ist ein Lautsprecher, der jegliche kleine Änderung in der HiFi-Kette herauskristallisiert…
OK, genung Marketinggerede, kommen wir zurück auf das Thema in diesen Thread, der Sonus Natura Extremi Lautsprecher.
Als erstes möchte ich mich einmal mehr für Werners Feedback bedanken, wie immer gnadenlos ehrlich und natürlich auch bei Harry, der einen längeren Umweg auf sich nahm um Werner abzuholen und bei mir vorbei zu schauen.
Aber der Reihe nach:
1. Hörraum:
Werner, Du bis das letzte mal bei mir 2014 gewesen, da war der Hörraum fast in diesen Zustand. Die leicht wahrgenommene Raummode ist tatsächlich bei ca. 60Hz und wie Du weißt, wird sie praktisch komplett von meinen „Raumabsorber“, eine offene Schrankwand, geschluckt. Ansonsten habe ich unterhalb von 110Hz so gut wie keine Auswirkungen von Raummoden am Hörplatz.
Wer das genau nachlesen möchte, den empfehle ich folgenden Link zu einen Thread indem ich detailliert über meine Raumakustische Maßnahmen berichte: http://www.open-end-music.de/vb3/showthread.php?t=4056
2.
Zitat:
Kurzum, Cay-Uwe ist weit mehr in mein Hörerprofil gerückt, als ich gedacht hätte. Ich glaube ich hab ihn damals "versaut".
Werner, sagen wir mal, Du hast mich „Back to the Roots“ geholt, denn eigentlich hörte ich schon immer gerne Rockmusik - man beachte das Deep Purple T-Shirt - aber viele der aktuellen Aufnahmen haben durch ihre Lautheit mir das Vergnügen ans hören genommen. Erst die Besuche bei Dir haben mir gezeigt, dass es durchaus tolle Aufnahmen gibt, die Spaß machen.
3. Viel Arbeit, die Sonus Natura Extremi
Ja, dem war so und selbst kürzlich habe ich noch ein Update der Weiche gemacht und wie Du sagst einen „objektiven“ Lautsprecher daraus gemacht mit dem es Spaß machen soll Musik zu hören. Das ist einer meiner wichtigsten Entwicklungsziele und deswegen erlaube ich es mir hier so zu erwähnen. Ein weiterer Punkt ist, dass ich meine, dass Lautsprecher Allrounder sein müssen, denn ich führe schon ein Nischendasein und das nochmals einzuschränken würde ich als fatal sehen. Da denke ich gerne an einen Besuch von Dir zurück, bei den Du meine Sonus Natura 331 Probe gehört hast. Was die Linearität des Frequenzbands anbetrifft sogar noch besser als die Extremi und Du bist auch so begeistert gewesen, wie auch Franz, der ganz andere Hörgewohnheiten als Du hat. Ähnlich ging es Dir und Harry gestern. Harry saß ganz betröppelt da als Du Rock volles Rohr gehört hast, aber genau so saß Du dann da als er seine präferierte Musik lauschte. Ihr beide seit aber so wie man es aus Deinen Hörbericht lesen konnte zufrieden nach hause gefahren ;-)
Die allergrößte Schwierigkeit hatte ich bei der Entwicklung der Frequenzweiche, bei der ich den Spagat schaffen musste, die technischen Unzulänglichkeiten einer Koaxial-Konstruktion und PA-Chassis so zu gestalten, dass die Frequenzweiche nicht den ganzen Charakter des Lautsprechers killed. Aber auch der Horntreiber selber musste konstruktiv umgestaltet werden um insbesondere den Bereich ab ca. 10kHz „sauber“ wiederzugeben.
Das Ergebnis dieser Arbeit ist im folgenden Frequenzgang zu sehen, wobei es bei mir im Hörraum schwierig ist vernünftig unterhalb von 100Hz zu messen.
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Wie Werner schrieb, es ist ein sehr linearer Frequenzgang. Die rote Kurve zeigt den letztens gemachten Update der Weiche und an der Impedanz ist zu sehen, dass sie sehr konstant bei ca. 6 - 7 Ohm verläuft. Daher funktioniert die Sonus Natura Extremi auch so gut an Verstärkern ohne Rückkopplung. Die Impedanz ist praktisch frei von großen Schwankungen, etwas was insbesondere Röhrenverstärker ohne Rückkopplung Probleme machen kann.
Die Auswirkungen meiner Modifikation an den Horn vom Koaxialtreiber sind auch messtechnisch erfassbar, aber viel wichtiger auch beim Hören. Der Frequenzgang oberhalb von 10kHz ist im Originalzustand sehr unruhig und ließ die Extremi hier und da etwas harsch und unpräzise klingen. Auf die Ursache bin ich erst nach monatelanger Suche gestoßen. Die anfänglich vermutete Dustcap vom Koax war es nicht, sondern die Konstruktion der Kammer des Horntreibers. Meine Optimierung hat am Ende für einen ausgeglicheneren Frequenzgang gesorgt und einen „ruhigeren“ Klang, der nichts mehr mit den Originalchassis zu tun hat.
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Die Messungen wurden ohne Glättung ( Mittelwertbildung ) durchgeführt um alle Unregelmäßigkeiten aufzudecken. Oben ist der Frequenzgang der Extremi nach meiner Modifikation zu sehen, unten vom Koax im Originalzustand. Nach meiner Modifikation machen sich die Resonanzen oberhalb von 10kHz weniger bemerkbar und sind um ganze 6dB im Pegel reduziert, während im ursprünglichen Zustand das über 12dB war. Das ist im Übrigen für Koaxial-Treiber dieser Art nicht unüblich, aber man erkennt, es ist noch Potential zur Verbesserung möglich. Das wird von PA-Chassishersteller nicht unbedingt gemacht, da der Einsatz dieser Lautsprecher nicht für HiFi gedacht ist.
Dazu kommen noch viele andere Kleinigkeiten, wie die Vermeidung stehender Wellen, unter den praktisch jede „Großbox“ leidet, gleichmäßige Abstrahcharakteristik, usw., usw.
Dieser Lautsprecher hat mich wirklich einiges an Nerven gekostet und ich war kurz davor aufzugeben. Hätte meine Frau nach einer Hörprobe nicht gesagt, dass sie in mir eher ein Künstler als ein Entwickler sieht, hätte ich das Projekt über Bord geschmissen...
Ich bin froh, dass ich das nicht getan habe :H
- ich meinte zu hören -