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Solid 9 oder 12 - mit einem PTP 6 zum weltbesten Lenco L75 ;-)
#1
Die Linn LP12 Story ist ja nur aus dem KK Forum "gerettet" und schon lang vorbei. Deshalb möchte ich Euch ein neues Projekt vorstellen:

Um die Schwergewichts-Reibrad-Lenco L70, L75, L77 und L78 wird ja mittlerweile ein schöner Zauber aufgeführt. Es gibt sogar ein selbst- oder besser eigenständiges und unabhängiges Forum, welches sich mit den angeblichen Meriten auseinandersetzt.

Ich habe mich da vor Jahren schon etwas intensiver mit auseinandergesetzt, da Thomas Schick zu unserem Schall und Rauch ins Mafia Vinyl Central seinerzeit einen Umbau auf einem IKEA Bambushackbrett mitbrachte und das doch sehr vielversprechend klang. Das war eigentlich ein PTP 4 von Peter Reinders, der übrigens und ebenso wie Thomas Schick ein ziemlich netter Kerl ist. PTP steht hierbei für Peters Top Plate.

Bei den Umbausätzen von Peter Reinders handelt es sich um neue Montageplatten für den gefedert montierten Motor und die Geschwindigkeitsverstellung nebst Hebelage, dem Arm für das Zwischen- bzw. (T)Reibrad. Beim PTP 4 war diese Montageplatte zwar ebenfalls zweiteilig, aber riesig bzw. hatte quasi die selbe Größe wie die originale Basisplatte eines L75/L77 oder L78. Das PTP5 reduzierte das bereits auf das Wesentliche und PTP 6 stellt quasi das Update auf seinen ebenfalls als Komplettplattenspieler angebotenen Solid 9 oder 12 dar. Die "große", eigentlich qualitätsverbessernde Maßnahme der Selbstbausätze aber beschränkt sich auf die immer separate Montageplatte für den Motor, beim Solid kommt noch ein anderes, qualitativ mehrere Klassen höherwertiges Tellerlager mit Rubinkugel hinzu. 

Jetzt wird der ganze Quatsch natürlich auch ausführlich mit anderen Reibradlern vergleichen und gar wundersames bis wunderbares über den L75 behauptet. Die meisten aber haben noch nie andere hochwertige Reibradler ausprobiert und wissen somit gar nicht um der realen Qualitäten von PE-33 Studio, Garrard 301 oder 401 oder EMT 927, 930, Russco/ QRK, Rek o Kut, Colins oder einem Commonwealth 12B. 

Dann gibt es in dem zugehörigen Forum natürlich auch jede Menge Tuning-Projekte rund um den L75 und auch einen kleinen Marktbereich. Aber der Reihe nach:

Zwei L75 hatte ich schon lange im Lager. Dort standen sie, weil ich nach allen möglichen Versuchen ziemlich schnell habe einsehen müssen, dass da an einen EMT 930 oder Garrard 401 kein Herankommen ist; also bei bestem Willen nicht und erst recht nicht, wenn man bei dem originalen Tellerlager für Wechselachse bleibt. Selbst mit einem DUAL 1229 oder EALC Miracord 50H tut man sich da im direkten Vergleich schon schwer; die Qualität der Lager, welche da damals von ELAC und DUAL abgeliefert wurden ist einfach höher als der eidgenössische Zauber strahlen kann.

Nun tauchte vor Kurzem in besagtem Forum aber ein PTP 6 mit einem PTP Lager und noch dazu in Heimarbeit auch noch aufwändig poliert auf, so dass ich mir sagte, dass nach dem Simplicity-Thema mit dem weltbesten Linn nun doch noch ein weltbester Lenco L75 als Fingerübung folgen könnte.  Big Grin

Also habe ich zugeschlagen

[Bild: PTP6-Kit-with-PTP-Bearing.jpg]

Dumm, dass der Zargenbauer aus Moldavien zwischenzeitlich in den Ruhestand gegangen ist. Die Preise des ungarischen Nachahmers sind hoffnungslos überzogen und ein bisschen ausgeschnittenes und aufeinander geleimtes, schlecht getrocknetes Birke-MPX nicht wert, so das nur noch Ebel Holztechnik übrigbleibt. Die haben aber gerade Betriebsferien. Vielleicht aber ist das ja auch der Wink mit dem Zaunpfahl, dass ich die Zarge selbst wasteln und etwas mehr als nur Birke MPX darin vorkommen sollte?

Ich werde also so ganz langsam anfangen das Projekt Euch vorzustellen und Euch auf diese kleine Reise mitnehmen.

Was macht aber überhaupt einen Reibradler so interessant?

Hier treibt die Motorwelle über ein Zwischenrad den Plattenteller an, wobei das Zwischenrad mittels eines Führungsarms in ungefährer Position und mittels Feder in exakter Druckposition zum Plattenteller gehalten wird. Das erfordert prinzipbedingt einen Motor mit etwas höherem Drehmoment als bei einem Riemenantrieb. Gleichzeitig aber ergibt die konstruktive Lösung aus Führungsarm und Feder eine automatische Positionskorrektur des Reibrades zum Plattenteller, so dass Schlupf quasi (automatisch) eliminiert wird.

Höheres Drehmoment und die Eliminierung von Schlupf im Antrieb führt erstmal zu einem besseren Gleichlauf, besserer Phasenlage, besserer Plastizität und auch zu einer besseren räumlichen Staffelung.

Eine Phasenverschiebung sorgt z.B. für teilweise Auslöschungen im Frequenzband (das ist die simplifizierte Darstellung des Effekts) aber auch dafür, dass die zeitliche Abfolge von z.B. dem Anreißen einer Saite nicht mehr vollständig bzw. korrekt dargestellt wird. Da fehlt dann dem Ton eine für Plastizität wichtige Information. Sind diese Informationen aber da dann bekommt eine menschliche Stimme auch diese Brust, das Volumen, den Körper den wir aus einem Konzertsaal kennen und eine Saite z.B. schnarrt, wenn sie heftig angerissen zurückschnellt.

Beim Gleichlauf des Plattentellers ist es allerdings ein "mechanisches" Problem, denn durch die sich ändernde Drehzahl werden "Berge" und Täler" in der Rille mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und die Schnelle an sich mit unterschiedlicher Beschleunigung abgetastet. Das führt dazu dass die Nadel nie einheitlich tief in der Rille an sich "läuft" und damit auch deren Kontaktfläche nie einheitlich zur Rillenflanke "steht". Diese kleinen Verschiebungen der Kontaktfläche resultieren in kleinen Phasenverschiebungen und sind als Änderung in der Plastizität, der räumlichen Darstellung der Bühne in deren Breite, Höhe und Tiefe erkennbar. Wenn man also von Gleichlaufschwankungen und deren Effekten spricht, dann äußert sich das in den wenigsten Fällen durch Leiern sondern immer und deutlich auffälliger durch eine Änderung in der Räumlichkeit und Plastizität.

Ob und wie deutlich diese Effekte wahrgenommen werden können hängt dann aber von anderen Faktoren ab und diese sind bestimmt von Tellerlager, der Zarge, dem Tonarm und dem Tonabnehmer. Das kann man sogar als sog. Rumpelgeräuschabstand und Rumpelfremdspannungsabstand messen.

Was verbirgt sich dahinter?

Ein Tonabnehmersystem hat die Aufgabe, die in der Schallplattenrille gespeicherten Informationen in elektrische Werte zu wandeln. Es funktioniert folglich als  ein spezieller mechanisch/elektrischer Wandler (ein Wechselspannungsgenerator um genau zu sein), welcher mit größtmöglicher Empfindlichkeit alle Rillenauslenkungen in eine Wechselspannung umformt. Jetzt tastet so eine Nadel aber nicht nur die Rillenauslenkungen ab, wir hören ja auch ein Staubkorn, welches in der Rille steckt. Die Nadel registriert also zeitgleich auch alle mechanischen Anregungen wie z.B. auch die unerwünschten wie Erschütterungen des Laufwerks, Körperschallan(er)regungen, Luftschallan(er)regungen, Lagergeräusche und Co. und die Summe all dieser unerwünschten Störanteile nennt man im Sprachgebrauch einfach zusammenfassend Rumpeln.

Gemessen wird dieses Rumpeln als Verhältnis zwischen Stör- und Nutzsignal und weil das ja noch nicht kompliziert genug ist, haben findige Ingenieure festgelegt, dass man hier noch nach subjektiver gehörmäßiger Lästigkeit unterschiedlich bewerten muss. Deshalb gibt es den Rumpelfremdspannungsabstand und den Rumpelgeräuschabstand wobei erstere Bewertung das Störspektrum breitbandig erfasst und linear bewertet und die zweite Bewertung dem subjektiven Höreindruck angepasst ist.

Deshalb ist übrigens auch so wichtig, dass der Tonabnehmer von seiner Nadelnachgiebigkeit her immer zur effektiven Tonarmmasse passt.

Da das hier ja den besten Lenco Reibradspieler der Welt ergeben soll  [Bild: biggrin.png] führt also kein Weg daran vorbei sich die wichtigen und qualitätsbestimmenden Punkte nach und nach anzusehen und ggf. zu verbessern oder gar auszutauschen.

Was aber macht Peter Reinders bei seinen PTP Solid Laufwerken?

Er setzt auf das PTP5, nicht auf das PTP6, wobei der Unterschied zwischen PTP5 und PTP6 auch nur die Position und Mimik zur Geschwindigkeitswahl betrifft; ebenso setzt er auf Zargen nebst Armboards aus Corian und für die größte Ausbaustufe verwendet er das sog. Solid Tellerlager.

Gut, hier haben wir nur ein Reibrad, welches in der Diktion von Lenco auch Zwischenrad genannt wird. Die Besonderheit ist der lange Führungsarm und dass dieses Reibrad anders als bei anderen Konstruktionen und dem Mitbewerb auf einer konischen Achse/ einem konischen Pulley läuft. Das macht aus der L75 Basis einen Plattenspieler mit grundsätzlich variabler und eben nicht nur in festen Schritten vorgegebener Geschwindigkeit, was die Basis damit eigentlich insbesondere für MONO und Schellack-Wiedergabe prädestiniert.

In der Geschichte der Schallplatte tauchen nämlich neben 16, 33 1/3, 45 und 78 U/Min noch viele andere Abspielgeschwindigkeiten auf. Im Berlin der 20er Jahre gab es übrigens über 500 Schellackschallplattenhersteller, welche auch selbst aufnahmen und masterten sowie auch schnitten/ pressten und das zu einer Zeit, als Abspielgeschwindigkeiten und Entzerrung noch lange nicht genormt waren.

So hatte genau aus diesem Grund z.B. Rek o Kut in der Anfangszeit des elektrischen Nadeltons auch Laufwerke mit variabler Speed wie den CSV16 im Programm; der Lenco L75 und seine Abwandlungen warteten dann Jahre später erneut mit diesen Eigenschaften auf.

Weiter oben schrob ich, dass ein drehmomentstarker Motor für gute Performance eines Reibradlers entscheidend wäre. Der Motor des Lenco L75 liefert ca 1 Nm an Drehmoment, was gut 30% mehr ist als bei einem normalen Riemenantrieb aber etwas weniger als die Hälfte es Drehmomentes eines Garrard 401. EMT 930 oder die alten australischen Rundfunkplattenspieler oder deren amerikanische Brüder und Schwestern mit dem größeren Ashland oder Bodine Motor liefern noch mehr Drehmoment als es bei einem Garrard 401 der Fall ist.

Hier wird also noch etwas mehr ins Detail zu gehen sein, wenn das Ergebnis dann irgendwie in die Kategorie "the worlds best" passen soll.  [Bild: cool.png]

Apropos Rumpeln und Reibrad. Wie schon weiter oben beschrieben, gehen hier unerwünschten Erschütterungen des Laufwerks, Körperschallan(er)regungen, Luftschallan(er)regungen, Lagergeräusche und natürlich auch jegliche Geräusche, welche vom Reibrad ausgehen in das Gesamtergebnis ein.

Beim Lenco Antrieb ist das der lange Führungsarm, dessen Aufhängung an dem Mimik für die Geschwindigkeitswahl, die Mimik für die Geschwindigkeitswahl an sich, die Lagerung des Reibrades und natürlich auch der Reibbelag auf dem Reibrad - also dessen Gummibelag. Gummi selbst hat nun die Eigenschaft, dass über die Alterung und Umwelteinflüsse die Weichmacher entzogen werden und sich damit die technischen Eigenschaften des Gummis mit der Zeit verändern. Ein Reibrad welches aushärtet rumpelt also mehr als Eines, welches noch schön frisch und weich bzw. sich noch in seiner ursprünglichen Spezifikation befindet.

Jetzt gibt es für das Reibrad einerseits originalen Ersatz in 2,45 mm und in 3mm, der jahrzehntelang irgendwie gelagert wurde. Das ist preislich nicht nur nicht sonderlich interessant sondern war der Gummibelag hier auch immer einer gewissen Alterung ausgesetzt. Also muss etwas Anderes her.

Gott sei Dank haben sich hier einnige Spezialisten und Freelancer mittlerweile quasi so richtig ausgetobt und man findet Alles, was das Herz begehrt. Doch Vorsicht, es gibt zwei Durchmesser bei der Lagerbüchse des Reibrades (2,45 und 3,0 mm) und gleichzeitig auch eine unterschiedliche Befestigung (einmal mit Clip und einemal mit Mutter)

Allen Voran hat sich hier Audio Silente aus Italien hervorgetan. 2,45 mm, 3,0 mm Aber auch aus UK in 2,45 mm und 3,0 mm, aus Holland für beide Maße, aus Griechenland für 2,45 mm oder China gibt es ebenfalls 2,45mm und 3,0 mm Nachbauten.

Der Anbieter aus UK fertigt das Rad aus Plastik und preist es mit selbst angestellten Gleichlaufmessungen (0,166% anstatt serienmäßigen 0,06 bis 0,08% je nach Baujahr des Lenco) an. Für das originale Aluminium-Reibrad gibt es einen Gleichlaufmesswert von 0,096% an. Ansonsten handelt es sich bei den Nachbauten immer um ein Rad auf welches ein Gummiring aufgezogen wird. Der Gleichlauf richtet sich also nach der Verarbeitungsqualität von Rad und Gummiring.

Wie sich das auf das Rumpeln auswirkt, wäre also ggf. überhaupt erst noch zu ermitteln.
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