Am letzten Mittwoch hat mich Alfred in sein Wohnzimmer daß auch als kleines HiFi Studio genutzt wird zu einem Hörabend eingeladen.
Was mir in seinem Wohn- und Hörzimmer sofort auffiel ist die immens große Plattensammlung die wohlgeordnet sauber in schönen Regalen untergebracht ist. Über den Plattenschränken dachte ich mir was sind denn das für Brockhaus Bände ? Die vermeintlichen Buchrücken entpuppten sich als Verpackungen von Tonbändern, Kopien von Masterbändern die später auch noch in Einsatz kamen.
Als erstes konnte ich die Lautsprecher des Gastgebers in Augenschein nehmen – Edelbreitbänder namens „pulse 2“ des Audio Physics Gründer Joachim Gerhardt die im Falle eines Kaufs zwischen 8.000 bis 10.000 Euronen zu Buche schlagen würden. Für den Standfuß unter den relativ kompakten Lautsprechern wird nochmal 2000 € extra verlangt. Im Vergleich zur ersten Version der pulse wurde beim aktuellen Modell ein Bändchen Hochtöner auf der Rückseite angebracht der für mehr Räumlichkeit sorgen soll.
Als Verstärker dient Alfred ein Ayon Spark Röhrenverstärker der mit 6c33c standesgemäß mit 30 Watt Class A arbeitet.
Als Quellen diente uns abwechselnd sein ordentlich gepimpter Thorens 124 Reibradler mit Nichtmagnetischen Plattenteller und einen sehr beeindruckenden 12 Zoll Arm von Schick und ein Studer Tonband Gerät.
Auf dem Tonarm aus Berlin war ein SPU Royal montiert das mittels Übertrager an
einem LAB12 Phonoverstärker seine leisen Signale zum Entzerren weitergab.
Wir starteten unseren Hörabend mit einer von mir mitgebrachten Schallplatte „Just Like That“ der Titelsong aus Bonnie Raitts letztem Opus.
Mein erster Eindruck war „das klingt doch etwas sehr belegt“ im Vergleich zu dem was ich von zu Hause gewohnt war. Was sofort auffiel war daß die Stimme von Bonnie so absolut „komplett“ und organisch wiedergegeben wurde – keine Übergänge die möglicherweise den Stimmbereich irgendwo fragmentieren oder „zerschneiden“. Nicht daß ich dieses Gefühl jemals bei mir an der Anlage gehabt hätte, aber wenn man einen Breitbandlautsprecher dieser Güte hört wird man dann doch sehr demütig.
Das Stück habe ich nach meiner Rückkehr zu Hause dann sofort auf meinen Proto Max2 gegengehört – ja hier tönte die gute Bonnie schon etwas peppiger, aber dieses Komplette und bruchlose der Stimme schaffte meine Anlage so in keinster Weise. Nach ein paar Minuten hören fiel mir der Große Unterschied auch nicht mehr so auf und als ich Interessehalber mein Ortofon Rondo Bronze durch mein altbewährtes AT33EV ersetzte wurde die Stimme zwar merklich wärmer und mehr Breitbänder „hear-a-like“ aber diese Nuancen und Feindynamik wie auch die Artikulation wie es die Suesskind Pappen im Repertoire hatten, waren hier wie weggebügelt.
Und ja auch mit dem wärmeren AT System wirkte die Stimme der Americana Heldin auch bei mir zu Hause ein Stück weit belegter. Da kann man sich natürlich jetzt wieder die Frage stellen was ist eigentlich neutraler Klang.. aber das führt jetzt wohl zu weit.
So ganz neutral kann jetzt ein Breitbänder der mit einem Röhrenverstärker angesteuert wird ja auch nicht sein.
Hinterher legten wir noch eine Live Platte aus meiner Sammlung auf zwei Stücke aus der erst kürzlich veröffentlichten „Live At The Fillmore“ .. hier zeigte Alfreds Kette ihr Können, man muß aber auch sagen daß diese Live Platte auch verdammt gut aufgenommen wurde.
Was sich bei Tom Petty schon andeutete wurde beim Unplugged Album der Stones noch deutlicher.. die Darstellung der Pulse von akustischen Instrumenten ist wirklich große Klasse in Sachen Glaubwürdigkeit und Natürlichkeit.
Anette Askvik LP Liberty wurde auf der diesjährigen High End ja rauf und runtergespielt.
Im besonderen in Erinnerung ist mir das Stück als es auf der Messe über die LALS Lautsprecher wiedergegeben wurden, die Pulse konnte diese Performance zwar nicht ganz toppen konnte aber sehr gut mithalten.
Die Emotionalität und ätherischen Schwebungen des Titelsongs „Liberty“ waren auf dem Breitbandlautsprecher voll und ganz erhalten und wurde im gleichen Maß wie die ungleich teurere Kette auf der High End transportiert – Gänsehaut !
Als Zwischenschritt zum Tonband hat Alfred dann noch das 1987er Album „Solidtude Standing“ von Suzanne Vega das allseitsbekannte „Toms Diner“ aufgelegt. Die Platte habe ich auch in meiner persönlichen Sammlung und ich finde daß sie neben der herausragenden Musik auch ein sehr gut klingendes Album ist. Daß dies keine Selbstverständlichkeit ist wissen wir ja alle.
Das besagte „Toms Diner“ ist ein Acapella Stück das lediglich mit einem leichtem Hall unterlegt ist.
Alfred hat mir mit der Vorführung dieses Stückes bewiesen daß die Pulse genauso also ohne etwas hinzuzudichten oder einen Effekt zu setzen.
Meine Eindrücke zum Thema Tonband folgen noch ..