08.04.2022, 21:45
Hallo,
die meisten „alten Hasen“ aus PRF dürften mich kennen. Eigentlich wollte ich hier nur still mitlesen und keine eigenen Threads starten, aber da Björn mich um eine Klangbeschreibung der Altec 604 E Super Duplex gebeten hat, möchte ich Ihm den Wunsch erfüllen.
Wer es noch nicht weiß, solche Monitore wurden seinerzeit weltweit in den absoluten top Tonstudios eingesetzt. Diese LS waren damals für normal verdienende Menschen unbezahlbar. Laut Vorbesitzer lag der Preis in den 1960igern um die 20.000 DM. Die technischen Details erspare ich mir, diese kann man leicht googeln, nur so viel sei gesagt, die Super Duplex Version war so teuer und aufwendig in der Herstellung, dass es nur sehr wenige von diesen Treibern weltweit gibt, ein Treiber mit doppeltem Alnico Magnet wiegt rund 15,4kg!
Für meine verwöhnten Ohren sind es fantastisch klingende Ausnahmewandler und zugleich absolute Raritäten. Leider, vor allem auf die Impedanz von 16 Ohm bezogen, wird so etwas heute nicht mehr gebaut. Es gibt zwar Nachbauten, diese haben allerdings nur 8 Ohm, was zwar immer noch röhrenfreundlich ist, aber nicht so sehr wie diese 16 Ohm Variante. Single Ended Trioden wie meine getunten 300b Monos von Tsakiridis mit ihren läppischen 8 Watt können an den rund 100dB Wirkungsgrad einen regelrechten Orkan entfachen. Viel einfacher als diese LS kann man es Single Ended Trioden mit 2A3, 300b, 211, 845 und 805 Röhren Bestückung nicht machen.
Den perfekten Lautsprecher gibt es meiner Meinung nach nicht, jedoch sind die Altecs im Rahmen ihres Konzeptes wirklich auffallend gut. Ich habe in der Vergangenheit ja bereits mehrfach Klipsch Heritage Lautsprecher und diverse Odeon LS besessen und auch eine Tannoy Turnberry aus der Prestige Serie ausgiebig gehört, ebenso wie die Unison Max 2 von Thomas. Für MICH spielen die Altecs (sorry Thomas) in einer komplett anderen Liga und ich frage mich, wo die Entwicklung in den letzten Jahrzehnten stattgefunden haben soll.
Es sind keinerlei typische Hornverfärbungen für mich erkennbar, was ich von den zuvor genannten Vertretern bis auf die Max 2 nicht wirklich behaupten kann. Selbst bei Streichern und Operngesang, ich komme ursprünglich von Harbeth und Spendor Lautsprechern, bin also mehr als verwöhnt diesbezüglich, kann ich das was man negativer Weise mit Hornklang verknüpft bei den Altecs nicht hören, im Gegenteil.
Die Auflösung ist sehr gut bei gleichzeitiger Bruchlosigkeit. Die Altecs müssen nicht sehr laut spielen um gut zu klingen, wie beispielsweise die Cornwall III oder das Klipschorn. Im Übergangsbereich ist der Klang nicht so gut aufgelöst wie im restlichen Frequenzspektrum, so wie man es bspw. von einem Mehrwegekonzept oder einem 2-Wege LS mit kleinerem Treiber kennt, aber man kann nicht alles haben. Zumal es dort eher rund und warm statt nervig klingt. Die Feinstauflösung im Hochtonbereich wie ein Bändchen oder eine gute Kalotte haben sie ebenfalls nicht, mir hat aber selbst bei Streichern nichts gefehlt. Man kommt sowieso recht schnell aus dem Analysemodus heraus und genießt einfach nur noch.
Den Kompromiss den diese LS darstellen, ist daher für mich ein sehr guter. Sie nerven nie, selbst bei schlechten Aufnahmen, bei Guten lassen sie allerdings die Sonne aufgehen. Die Musik klingt authentisch und man meint es seien echte Musiker im Zimmer. Auch auf einen Musikstil muss man sich nicht festlegen, von Jazz und Blues über Rock und Metal bis hin zu Singer-Songwriter und auch Klassik habe ich noch keinen Musikstil gefunden, der mir über die Altecs nicht gefallen hat.
Ein weiterer großer Vorteil betrifft die Aufstellung, selbst direkt an der Wand ist überhaupt kein Dröhnbass zu vernehmen. Im Onkengehäuse ist der Bass trockener als man das von typischen Bassreflexgehäusen kennt, jedoch nicht so artifiziell trocken wie ein Hornbass, dem für meinen Geschmack häufig Körper fehlt. Ich hatte vorher eine Harbeth SHL5+ 40th.A.E. die im Wohnzimmer deutlich freier stehen musste und trotzdem nicht im Ansatz so sauber und linear gespielt hat, der Bass hat viel mehr gedröhnt. Subwooferbass machen sie allerdings nicht, was ich als Vorteil ansehe.
Der Grund warum ich die Lautsprecher abgebe ist, dass ich hier im Wohnzimmer hinter dem Hörplatz mehr Platz brauche, um einen Esstisch unterzubringen, darum werde ich entweder wieder zurück in (m)einen 14qm Hörraum wechseln (wo derzeit ein Esszimmer ist) oder aber die Couch deutlich weiter nach vorne schieben müssen, was dann aber nicht mehr so gut klingt. Die Altecs funktionieren zwar auch bei 2,5m Hörabstand dank des Coax-Systems, aber das Live-Erlebnis, weshalb ich sie gekauft habe, stellt sich erst ab rund 3m Hörabstand ein.
Ich hoffe das klingt jetzt alles nicht zu sehr nach Hifiprosa, aber so empfinde ich den Klang und ich bin der Meinung, dass ich auch objektiv eine Komponente beschreiben kann.
Viele Grüße
Christian
die meisten „alten Hasen“ aus PRF dürften mich kennen. Eigentlich wollte ich hier nur still mitlesen und keine eigenen Threads starten, aber da Björn mich um eine Klangbeschreibung der Altec 604 E Super Duplex gebeten hat, möchte ich Ihm den Wunsch erfüllen.
Wer es noch nicht weiß, solche Monitore wurden seinerzeit weltweit in den absoluten top Tonstudios eingesetzt. Diese LS waren damals für normal verdienende Menschen unbezahlbar. Laut Vorbesitzer lag der Preis in den 1960igern um die 20.000 DM. Die technischen Details erspare ich mir, diese kann man leicht googeln, nur so viel sei gesagt, die Super Duplex Version war so teuer und aufwendig in der Herstellung, dass es nur sehr wenige von diesen Treibern weltweit gibt, ein Treiber mit doppeltem Alnico Magnet wiegt rund 15,4kg!
Für meine verwöhnten Ohren sind es fantastisch klingende Ausnahmewandler und zugleich absolute Raritäten. Leider, vor allem auf die Impedanz von 16 Ohm bezogen, wird so etwas heute nicht mehr gebaut. Es gibt zwar Nachbauten, diese haben allerdings nur 8 Ohm, was zwar immer noch röhrenfreundlich ist, aber nicht so sehr wie diese 16 Ohm Variante. Single Ended Trioden wie meine getunten 300b Monos von Tsakiridis mit ihren läppischen 8 Watt können an den rund 100dB Wirkungsgrad einen regelrechten Orkan entfachen. Viel einfacher als diese LS kann man es Single Ended Trioden mit 2A3, 300b, 211, 845 und 805 Röhren Bestückung nicht machen.
Den perfekten Lautsprecher gibt es meiner Meinung nach nicht, jedoch sind die Altecs im Rahmen ihres Konzeptes wirklich auffallend gut. Ich habe in der Vergangenheit ja bereits mehrfach Klipsch Heritage Lautsprecher und diverse Odeon LS besessen und auch eine Tannoy Turnberry aus der Prestige Serie ausgiebig gehört, ebenso wie die Unison Max 2 von Thomas. Für MICH spielen die Altecs (sorry Thomas) in einer komplett anderen Liga und ich frage mich, wo die Entwicklung in den letzten Jahrzehnten stattgefunden haben soll.
Es sind keinerlei typische Hornverfärbungen für mich erkennbar, was ich von den zuvor genannten Vertretern bis auf die Max 2 nicht wirklich behaupten kann. Selbst bei Streichern und Operngesang, ich komme ursprünglich von Harbeth und Spendor Lautsprechern, bin also mehr als verwöhnt diesbezüglich, kann ich das was man negativer Weise mit Hornklang verknüpft bei den Altecs nicht hören, im Gegenteil.
Die Auflösung ist sehr gut bei gleichzeitiger Bruchlosigkeit. Die Altecs müssen nicht sehr laut spielen um gut zu klingen, wie beispielsweise die Cornwall III oder das Klipschorn. Im Übergangsbereich ist der Klang nicht so gut aufgelöst wie im restlichen Frequenzspektrum, so wie man es bspw. von einem Mehrwegekonzept oder einem 2-Wege LS mit kleinerem Treiber kennt, aber man kann nicht alles haben. Zumal es dort eher rund und warm statt nervig klingt. Die Feinstauflösung im Hochtonbereich wie ein Bändchen oder eine gute Kalotte haben sie ebenfalls nicht, mir hat aber selbst bei Streichern nichts gefehlt. Man kommt sowieso recht schnell aus dem Analysemodus heraus und genießt einfach nur noch.
Den Kompromiss den diese LS darstellen, ist daher für mich ein sehr guter. Sie nerven nie, selbst bei schlechten Aufnahmen, bei Guten lassen sie allerdings die Sonne aufgehen. Die Musik klingt authentisch und man meint es seien echte Musiker im Zimmer. Auch auf einen Musikstil muss man sich nicht festlegen, von Jazz und Blues über Rock und Metal bis hin zu Singer-Songwriter und auch Klassik habe ich noch keinen Musikstil gefunden, der mir über die Altecs nicht gefallen hat.
Ein weiterer großer Vorteil betrifft die Aufstellung, selbst direkt an der Wand ist überhaupt kein Dröhnbass zu vernehmen. Im Onkengehäuse ist der Bass trockener als man das von typischen Bassreflexgehäusen kennt, jedoch nicht so artifiziell trocken wie ein Hornbass, dem für meinen Geschmack häufig Körper fehlt. Ich hatte vorher eine Harbeth SHL5+ 40th.A.E. die im Wohnzimmer deutlich freier stehen musste und trotzdem nicht im Ansatz so sauber und linear gespielt hat, der Bass hat viel mehr gedröhnt. Subwooferbass machen sie allerdings nicht, was ich als Vorteil ansehe.
Der Grund warum ich die Lautsprecher abgebe ist, dass ich hier im Wohnzimmer hinter dem Hörplatz mehr Platz brauche, um einen Esstisch unterzubringen, darum werde ich entweder wieder zurück in (m)einen 14qm Hörraum wechseln (wo derzeit ein Esszimmer ist) oder aber die Couch deutlich weiter nach vorne schieben müssen, was dann aber nicht mehr so gut klingt. Die Altecs funktionieren zwar auch bei 2,5m Hörabstand dank des Coax-Systems, aber das Live-Erlebnis, weshalb ich sie gekauft habe, stellt sich erst ab rund 3m Hörabstand ein.
Ich hoffe das klingt jetzt alles nicht zu sehr nach Hifiprosa, aber so empfinde ich den Klang und ich bin der Meinung, dass ich auch objektiv eine Komponente beschreiben kann.
Viele Grüße
Christian