Das Interesse an Musik wird vielleicht nicht abnehmen, allerdings die Art sie zu konsumieren schon.
Kabel zu verlegen ist total out - klobige Verstärker, CD-Player, etc. rumstehen zu haben ist "total 80er".
Die jungen Leute wollen kabellos hören. Das Handy ist immer am Mann (der Frau) und dudelt dann mit der evtl. gerade per KI erzeugten "Klangfolge" vor sich hin.
Mein (am letzten Samstag 16 Jahre alt gewordener) Enkel hatte einen Geburtstagswunsch der mich total überraschte.
Er wollte EINEN Lautsprecher. Und weil einer seiner Kumpels ein super tolles Teil der Marke "Marshall" hatte, sollte es auch diese Marke sein.
Möglichst auch transportabel, damit man ihn zu den Kumpels mitschleppen könnte, falls "Not am Mann/der Frau" wäre.
Ich habe mich total gefreut, dass dieser Wunsch in die musikalische Richtung überhaupt von ihm in Erwägung gezogen wurde.
Selbstredend habe ich mich mit den Marshall-Lautsprechern beschäftigt und ihm den "Tufton" gekauft.
Mann, war der Junge happy, als er ihn auspackte und sofort mit dem Handy verbinden konnte. Es lief gleich Musik (seiner Mutter) und anschließend das Fußballspiel der deutschen Mannschaft - immer mit seinem Kommentar, "WOW, wie toll das klingt"!
Was zeigt mir das? Zum einen, dass er sich für Musik interessiert, er auch Unterschiede zwischen dem reinen Handyklang, dem Mini-Lautsprecher im Zigarettenschachtel-Format seiner Mutter (die kein weiteres Musik-Equipment besitzt) und seinem neuen "Tufton" hört. Aber auch, dass ihm dazu als Zuspieler sein Handy reicht. Kabelgedöns etc. ist da völlig unnötig und wie bereits erwähnt "total 80er".
Jetzt scheint unser Enkel aber auch eine Art "Exot" im Bekanntenkreis zu sein, da solche Lautsprecheransprüche dort eher die Ausnahme darstellen.
Zu meiner Zeit wollte/hatte (fast) jeder Jugendliche seine Hifi-Anlage und hatte auch seinen rechten Spaß damit. Meine lief immer, wenn ich zuhause war.
Und größere Lautsprecher waren immer auf der Wunschliste, ein neuer Schallplattenspieler musste her und mindestens das Grundig TK248 Tonbandgerät war Pflicht.
Also sehe ich die Entwicklung in der Hifi-Branche ähnlich wie Holger Barske. Die wirklich Musik- und Hifi-Interessierten unter den Jugendlichen werden weniger, deren Ansprüche geringer
und die Kohle, die sie dafür ausgeben wollen wird ebenfalls weniger werden.
Wenn als Streamer, bzw. Zuspieler das Apple-Handy ausreicht, wird evtl. noch etwas mehr Geld für EINEN teureren Lautsprecher ausgegeben. (Vielleicht sogar für 2)
Das richtige Geld wird die Hifi-Industrie weiterhin mit den alten Säcken machen (die demnächst leider wegsterben) und mit den Leuten, die das Equipment als Statussymbole verstehen und dann auch richtig Kohle locker machen.
Einen Hoffnungsschimmer habe ich noch. Als unser Enkel am Montag wieder zum Essen bei uns war und von seinem "Tufton" schwärmte, fiel sein Blick auf meine Heco Direkt und er sagte: "Wenn ich mal eine eigene Wohnung habe, kaufe ich mir auch sowas."