20.09.2022, 18:55
Ich dachte mir, ich lasse Euch mal an meinen letzten Höreindrücken teilhaben. Alles natürlich nur mein persönliches Empfinden, aber vielleicht für den ein oder anderen dennoch interessant.
Ausgangslage:
Lautsprecher: Unison Max 2
DAC: SPL Director Mk2
Phonovorstufe: Rike Audio Natalija 3 (mit den göttlichen Rike Übertragern)
Plattenspieler: Dr. Feickert Woodpecker 2
Verstärker (bisher): Unison Simply Italy
Verlauft: Seit längerem wollte ich schon mal 300B ausprobieren. Man sagt diesen Röhrenverstärkern ja besondere Eigenschaften zu. Ich selbst bin da immer etwas skeptisch bzw. glaube nicht, dass Verstärker so einen großen Unterschied im Klangbild machen können (Phonovorstufen mal ausgenommen).
Ergo: Eine absolut neuwertige Fezz Audio Mira Ceti erstanden. Die Polen sind ja sehr stolz auf ihre Audio Errungenschaften, die sich zu sehr angenehmen Preisen fertigen. Teurer als China, dafür aber doch wohl auch wertiger.
Ich habe den Amp also mit großer Spannung in Empfang genommen und meinen Simply Italy zur Seite geschoben. Und gehört. Und gehört. Und gehört. Und gestaunt. Und gestaunt. Und gestaunt.
Man kann es kurz machen: Diese Stimmen! Diese Stimmen. Unglaublich plastisch. Unglaublich körperhaft. Live-Feeling wie ich es wohl nicht einmal annähernd zuvor gehört habe. Ich habe mich bei dem Gedanken ertappt mich zu fragen, wie habe ich all die Jahre zuvor eigentlich gehört? Das schöne: Auch Instrumente werden unglaublich körperhaft wiedergegeben. Das Klavier von Buniatishvili stand wirklich vor mir. Und das ist keine der manchmal üblichen Forenfloskeln. Die Schwingungen des Resonanzkörpers schwangen und schwangen. Faszinierend. Es gibt ein paar wenige Leute, die meine Hörgewohnheiten kennen. Selten und meist nicht zu lang. Seit ich den Mira Ceti hier hatte, kam ich zwei Tage von früh bis sehr spät nicht mehr vom Hörplatz weg. Was auch bedingte (da kleine Wohnung), dass ich ab ca. 21 Uhr nur noch leise hören konnte. Und dennoch: Diese Stimmen!
So weit, so gut. Die Kehrseite ist, dass der Mira Ceti unglaubliche Stimmen und Mitten darstellen kann, dafür drum herum etwas nachlässt. Er ist halt ein 300B und zaubert wunderschöne Mitten.
Ich habe bald damit begonnen Playlisten anzufertigen mit Liedern, die er spielt wie die Meister selbst. Das waren oft Lieder, wo Stimme im Vordergrund stand, dazu vielleicht noch etwas Begleitung durch eine Gitarre. Oder auch Jazz, wo auch (gerne auch abwechselnd) einzelne Instrumente, egal ob Gitarre oder Saxophon immer wieder ihre Brillanz zeigen. Ich habe meine Tone Poets noch nie so berührend gehört. Und alles ohne dass man ermüdet. Man sagt der 300B ja nach, dass sie relaxtes Musikhören erlaubt. Stimmt. Und dass sie Mitten einzigartig können und manchmal bisschen „Showmen“ sind. Stimmt. Ich befand mich bald in einer Zwickmühle. Diese Stimmen! Da gibt es kein Zurück mehr. Aber als alleinigen Verstärker (zumindest in meiner Kette), hm, bei mir eher nicht. Leider habe ich keinen Platz für zwei Verstärker (siehe Bild vom Rack). Sonst wäre es ein No-Brainer. Außerdem verfolge ich seit Jahren (erfolgreich) eine (mehr oder weniger sinnvolle) One-Device-Strategie. Wer mich kennt, weiß, dass ich da ziemlich rabiat sein kann und wirklich gute Geräte wieder gehen müssen, sobald ein zweites im Haus ist. Punkt .
Also wie die Sache lösen? Mir war klar, dass ich (viel) tiefer in die Tasche greifen muss, wenn ich quasi die Vorzüge des Simply Italy mit denen des Mira Ceti 300B vereinen möchte. Der Air Tight 300B ist ein Wahnsinnsgerät. Nicht nur optisch. Also habe ich den Air Tight (sehr) freundlicherweise von Max Krieger für ein Wochenende zum Testhören ausgeliehen bekommen. Ja, der Air Tight kann all das, was der Mira Ceti weniger kann. Und der Air Tight kann auch Stimmen! ABER: und da bedenke man mal den Preisunterschied. Der Mira Ceti kann Stimmen und die Mitten besser. Ein Fest. Also zwei Tage mit dem Air Tight gehört. Was fiel mir auf? Alles sehr kontrolliert. Er kann auch rocken, was dem Mira Ceti nicht so leicht fällt (wie vielen/einigen 300B Verstärkern). Unterschied? Ich habe gehört und gehört. Aber mein Fuß hat nie mitgewippt. Beim Mira Ceti war es manchmal so, dass ich mir dachte, hm, bisschen mehr Bass würde ich noch nehmen. Und dann fiel mir auf, dass
mein Fuß die ganze Zeit am mitwippen war. Egal was gespielt wurde. Selbst bei Liedern, die nicht auf der Hitliste der Mitwipplieder stehen, war er sehr rhythmisch, sehr musikalisch. Was will man mehr. Noch ein Unterschied. Beim Air Tight beschlich mich nach einer Weile wieder das Gefühl, das ich oft habe: Okay, jetzt reicht es. Und erholsam war es auch nicht. Der Mira Ceti spielt unglaublich(!) involvierend, wenn man ihn gut füttert. Beim Air Tight blieb ich im wahrsten Sinne des Wortes die meiste Zeit außenstehender Zuhörer. Fasziniert ob der Fähigkeiten, aber eben auf Distanz. Warum? Klar, die Mitten sind weniger einladend, was ja per se nichts schlechtes sein muss. Manchmal sogar im Gegenteil. Aber hier war es eben so, dass man fühlt: Der gaukelt mir etwas vor, was ich nicht glauben kann und wohl letztlich auch nicht glauben will. So perfekt ist die Welt nicht. Der Mira Ceti dagegen sagt Dir: lass los. Genieß die Zeit.
Das Ende vom Lied? Mir wurde wieder bewusst, was der Unison Simply Italy doch für ein tolles Gerät ist. Er kostet einen Bruchteil vom Air Tight und kann durchaus auch Dinge besser. Er hat immer noch einen ticken mehr Dynamik als der Air Tight. Er kann Gitarren mehr rocken und röhren lassen, als der Air Tight Verstärker. Er spielt sauber, aber nicht so klinisch perfekt. Es kommt eben deutlich mehr ein musikalischer Fluss auf als beim Air Tight. Würde ich einen Verstärker für eine Vorführung suchen, die das (fast maximal) Mögliche zeigt: Es wäre der Air Tight. Für (fast) alles andere wäre es der Simply Italy. Und wohl gemerkt, der Mitbewerber war ein Gerät, das sich neu heute ca. in der 15.000 bis 20.000 Euro Region einordnet. Der Simply Italy ist an den richten Lautsprechen unglaublich gut. Btw. Genau dieser Umstand wird dem Italy manchmal vorgehalten. Man sollte aber nicht vergessen, dass das doch letztlich für alle Verstärker gilt: Er muss irgendwie in die Kette passen.
Was nun? Die Suche geht weiter, auch wenn ich anfangs den Air Tight schon eingeplant hatte. Der Mira Ceti haut mich für „intimes Hören“, egal ob laut oder leise in den Mitten um oder vielleicht besser: Er hält mich fest in seinen Fängen. Der Italy fällt nie unter ein gewisses Niveau. Er spielt bei mir alles sehr gut. Was ihm aber fehlt, sind diese körperhaften Stimmen, die der Air Tight und noch mehr der Mira Ceti bieten. Die Stimmen sind flacher. Tonal und von der Dynamik toll dargeboten, aber eben nicht mit dieser Seele, die der 300B Verstärker bietet. Das wäre aber der einzige Kritikpunkt, den ich an der Simply Italy hätte. Hätte ich Platz für zwei Verstärker, der Simply und der Mira Ceti wären ein kongeniales Paar. Der Unison kann so ziemlich alles. Der Mira Ceti für die ganz besonderen Stunden.
P.S. Die beiden 300B Verstärker, Fezz Audio Mira Ceti 300B und Air Tight 300B, habe ich wechselweiste mit denselben 300B Röhren (Western Electric) betrieben, weshalb hier auf den Bildern mal Steckplätze frei blieben bis zur Revanche
Wobei ich sagen muss, dass mir die von Haus aus gesteckten Electro Harmonix 300B ausgesprochen gut gefallen haben. Die WE 300B spielen etwas nüchterner.
Ausgangslage:
Lautsprecher: Unison Max 2
DAC: SPL Director Mk2
Phonovorstufe: Rike Audio Natalija 3 (mit den göttlichen Rike Übertragern)
Plattenspieler: Dr. Feickert Woodpecker 2
Verstärker (bisher): Unison Simply Italy
Verlauft: Seit längerem wollte ich schon mal 300B ausprobieren. Man sagt diesen Röhrenverstärkern ja besondere Eigenschaften zu. Ich selbst bin da immer etwas skeptisch bzw. glaube nicht, dass Verstärker so einen großen Unterschied im Klangbild machen können (Phonovorstufen mal ausgenommen).
Ergo: Eine absolut neuwertige Fezz Audio Mira Ceti erstanden. Die Polen sind ja sehr stolz auf ihre Audio Errungenschaften, die sich zu sehr angenehmen Preisen fertigen. Teurer als China, dafür aber doch wohl auch wertiger.
Ich habe den Amp also mit großer Spannung in Empfang genommen und meinen Simply Italy zur Seite geschoben. Und gehört. Und gehört. Und gehört. Und gestaunt. Und gestaunt. Und gestaunt.
Man kann es kurz machen: Diese Stimmen! Diese Stimmen. Unglaublich plastisch. Unglaublich körperhaft. Live-Feeling wie ich es wohl nicht einmal annähernd zuvor gehört habe. Ich habe mich bei dem Gedanken ertappt mich zu fragen, wie habe ich all die Jahre zuvor eigentlich gehört? Das schöne: Auch Instrumente werden unglaublich körperhaft wiedergegeben. Das Klavier von Buniatishvili stand wirklich vor mir. Und das ist keine der manchmal üblichen Forenfloskeln. Die Schwingungen des Resonanzkörpers schwangen und schwangen. Faszinierend. Es gibt ein paar wenige Leute, die meine Hörgewohnheiten kennen. Selten und meist nicht zu lang. Seit ich den Mira Ceti hier hatte, kam ich zwei Tage von früh bis sehr spät nicht mehr vom Hörplatz weg. Was auch bedingte (da kleine Wohnung), dass ich ab ca. 21 Uhr nur noch leise hören konnte. Und dennoch: Diese Stimmen!
So weit, so gut. Die Kehrseite ist, dass der Mira Ceti unglaubliche Stimmen und Mitten darstellen kann, dafür drum herum etwas nachlässt. Er ist halt ein 300B und zaubert wunderschöne Mitten.
Ich habe bald damit begonnen Playlisten anzufertigen mit Liedern, die er spielt wie die Meister selbst. Das waren oft Lieder, wo Stimme im Vordergrund stand, dazu vielleicht noch etwas Begleitung durch eine Gitarre. Oder auch Jazz, wo auch (gerne auch abwechselnd) einzelne Instrumente, egal ob Gitarre oder Saxophon immer wieder ihre Brillanz zeigen. Ich habe meine Tone Poets noch nie so berührend gehört. Und alles ohne dass man ermüdet. Man sagt der 300B ja nach, dass sie relaxtes Musikhören erlaubt. Stimmt. Und dass sie Mitten einzigartig können und manchmal bisschen „Showmen“ sind. Stimmt. Ich befand mich bald in einer Zwickmühle. Diese Stimmen! Da gibt es kein Zurück mehr. Aber als alleinigen Verstärker (zumindest in meiner Kette), hm, bei mir eher nicht. Leider habe ich keinen Platz für zwei Verstärker (siehe Bild vom Rack). Sonst wäre es ein No-Brainer. Außerdem verfolge ich seit Jahren (erfolgreich) eine (mehr oder weniger sinnvolle) One-Device-Strategie. Wer mich kennt, weiß, dass ich da ziemlich rabiat sein kann und wirklich gute Geräte wieder gehen müssen, sobald ein zweites im Haus ist. Punkt .
Also wie die Sache lösen? Mir war klar, dass ich (viel) tiefer in die Tasche greifen muss, wenn ich quasi die Vorzüge des Simply Italy mit denen des Mira Ceti 300B vereinen möchte. Der Air Tight 300B ist ein Wahnsinnsgerät. Nicht nur optisch. Also habe ich den Air Tight (sehr) freundlicherweise von Max Krieger für ein Wochenende zum Testhören ausgeliehen bekommen. Ja, der Air Tight kann all das, was der Mira Ceti weniger kann. Und der Air Tight kann auch Stimmen! ABER: und da bedenke man mal den Preisunterschied. Der Mira Ceti kann Stimmen und die Mitten besser. Ein Fest. Also zwei Tage mit dem Air Tight gehört. Was fiel mir auf? Alles sehr kontrolliert. Er kann auch rocken, was dem Mira Ceti nicht so leicht fällt (wie vielen/einigen 300B Verstärkern). Unterschied? Ich habe gehört und gehört. Aber mein Fuß hat nie mitgewippt. Beim Mira Ceti war es manchmal so, dass ich mir dachte, hm, bisschen mehr Bass würde ich noch nehmen. Und dann fiel mir auf, dass
mein Fuß die ganze Zeit am mitwippen war. Egal was gespielt wurde. Selbst bei Liedern, die nicht auf der Hitliste der Mitwipplieder stehen, war er sehr rhythmisch, sehr musikalisch. Was will man mehr. Noch ein Unterschied. Beim Air Tight beschlich mich nach einer Weile wieder das Gefühl, das ich oft habe: Okay, jetzt reicht es. Und erholsam war es auch nicht. Der Mira Ceti spielt unglaublich(!) involvierend, wenn man ihn gut füttert. Beim Air Tight blieb ich im wahrsten Sinne des Wortes die meiste Zeit außenstehender Zuhörer. Fasziniert ob der Fähigkeiten, aber eben auf Distanz. Warum? Klar, die Mitten sind weniger einladend, was ja per se nichts schlechtes sein muss. Manchmal sogar im Gegenteil. Aber hier war es eben so, dass man fühlt: Der gaukelt mir etwas vor, was ich nicht glauben kann und wohl letztlich auch nicht glauben will. So perfekt ist die Welt nicht. Der Mira Ceti dagegen sagt Dir: lass los. Genieß die Zeit.
Das Ende vom Lied? Mir wurde wieder bewusst, was der Unison Simply Italy doch für ein tolles Gerät ist. Er kostet einen Bruchteil vom Air Tight und kann durchaus auch Dinge besser. Er hat immer noch einen ticken mehr Dynamik als der Air Tight. Er kann Gitarren mehr rocken und röhren lassen, als der Air Tight Verstärker. Er spielt sauber, aber nicht so klinisch perfekt. Es kommt eben deutlich mehr ein musikalischer Fluss auf als beim Air Tight. Würde ich einen Verstärker für eine Vorführung suchen, die das (fast maximal) Mögliche zeigt: Es wäre der Air Tight. Für (fast) alles andere wäre es der Simply Italy. Und wohl gemerkt, der Mitbewerber war ein Gerät, das sich neu heute ca. in der 15.000 bis 20.000 Euro Region einordnet. Der Simply Italy ist an den richten Lautsprechen unglaublich gut. Btw. Genau dieser Umstand wird dem Italy manchmal vorgehalten. Man sollte aber nicht vergessen, dass das doch letztlich für alle Verstärker gilt: Er muss irgendwie in die Kette passen.
Was nun? Die Suche geht weiter, auch wenn ich anfangs den Air Tight schon eingeplant hatte. Der Mira Ceti haut mich für „intimes Hören“, egal ob laut oder leise in den Mitten um oder vielleicht besser: Er hält mich fest in seinen Fängen. Der Italy fällt nie unter ein gewisses Niveau. Er spielt bei mir alles sehr gut. Was ihm aber fehlt, sind diese körperhaften Stimmen, die der Air Tight und noch mehr der Mira Ceti bieten. Die Stimmen sind flacher. Tonal und von der Dynamik toll dargeboten, aber eben nicht mit dieser Seele, die der 300B Verstärker bietet. Das wäre aber der einzige Kritikpunkt, den ich an der Simply Italy hätte. Hätte ich Platz für zwei Verstärker, der Simply und der Mira Ceti wären ein kongeniales Paar. Der Unison kann so ziemlich alles. Der Mira Ceti für die ganz besonderen Stunden.
P.S. Die beiden 300B Verstärker, Fezz Audio Mira Ceti 300B und Air Tight 300B, habe ich wechselweiste mit denselben 300B Röhren (Western Electric) betrieben, weshalb hier auf den Bildern mal Steckplätze frei blieben bis zur Revanche
Wobei ich sagen muss, dass mir die von Haus aus gesteckten Electro Harmonix 300B ausgesprochen gut gefallen haben. Die WE 300B spielen etwas nüchterner.